Stadt spart drastisch bei der Reinigung und Instandhaltung von Schulen
Elternbeiräte reagieren fassungslos
Kinder müssen Mülleimer in den Klassen selber leeren
Ingolstadt (DK) Ab Herbst werden die Ingolstädter Klassenzimmer nur noch einmal pro Woche gereinigt statt zweieinhalbmal. Die jährliche Grundreinigung in den Sommerferien soll ganz entfallen, das Gleiche gilt für Schönheitsreparaturen. Das hat die Stadt den Schulleitern mitgeteilt. Elternbeiräte reagieren fassungslos. Die Verwaltung sagt dazu nichts.
Thomas Pfaller, der Leiter des städtischen Amts für Gebäudemanagement, kommt gleich unverblümt zur Sache. In einer E-Mail-Nachricht an alle Leiter der Ingolstädter Schulen, die dem DK vorliegt, kündigt er eine drastische Sparmaßnahme an. Er schreibt: "Aufgrund der derzeitigen finanziellen Situation der Stadt Ingolstadt sind wir angehalten, beim Verwaltungshaushalt substanziell einzusparen. Hiervon ist auch die Gebäudereinigung betroffen. So kann zukünftig mit den reduzierten verfügbaren Haushaltsmitteln in den Klassenzimmern nur noch 1 x wöchentlich statt aktuell 2,5 x wöchentlich gereinigt werden, die Fenster- und Glastürenreinigung nur noch 1x jährlich erfolgen. Die Grundreinigung muss ganz entfallen. Die Abfalleimer in den Klassenzimmern sind zukünftig von den Schülern zu leeren. Wir werden die Änderungen bei der Grund- und Glasreinigung ab sofort, die übrigen Maßnahmen zum Schuljahresbeginn 2016/2017 umsetzen." Ebenfalls von den Sparmaßnahmen betroffen sind die Schönheitsreparaturen, also Malerarbeiten und Ähnliches. "Ab sofort und auf absehbare Zeit können wir externe Firmen mit diesen Leistungen nicht mehr beauftragen", teilt Pfaller den Schulleitern mit. Der Amtsleiter schließt mit Worten des Bedauerns: "Uns ist bewusst, dass diese Maßnahmen einen massiven Einschnitt in ein bereits derzeit nicht üppiges Qualitätsniveau bedeuten. Wir haben intensiv geprüft, ob die Einsparvorgaben innerhalb unseres Amtsbudgets auch alternativ gedeckt werden könnten. Dies ist aber leider nicht möglich. Wir bitten um Ihr Verständnis und Ihre Unterstützung."
Das sitzt. Deshalb hat sich die Sparmaßnahme unter den Elternbeiräten sofort herumgesprochen. Die Reaktionen: verärgert bis entsetzt. "Die Nachricht über die geplanten Einsparungen um mehr als 60 Prozent bei der Gebäudereinigung an den Ingolstädter Schulen haben einen Sturm der Entrüstung ausgelöst", berichtet Matthias Wunderlich, der Elternbeiratsvorsitzende der Gebrüder-Asam-Mittelschule und zugleich Gesamtelternbeiratsvorsitzender der Ingolstädter Grund-, Mittel- und Förderschulen. "Der Großteil der Elternbeiräte an den Grund- und Mittelschulen hält diese Sparmaßnahme für vollkommen inakzeptabel und überzogen. Sind unsere Kinder nun die Hauptleidtragenden bei Einsparungen im Gebäudemanagement", fragt Wunderlich. "Gibt es nicht geeignetere Bereiche, um das Sparziel von 15 Prozent zu erreichen? Eine gute Bildung ist das Kapital unserer Gesellschaft. Eine ordentliche Lernumgebung gehört genauso mit zu guten Lernvoraussetzungen wie motivierte Lehrer." Wunderlich hat größte Bedenken wegen des Gesundheitsschutzes: "Man denke hier nur mal an Allergiker! Auch eine große Zahl der Rektoren teilt die Bedenken der Beiräte."
Jörg Steinwagner, der Vorsitzende des Elternbeirats des Apian-Gymnasiums, ist ebenfalls ziemlich verstimmt. "Ich war einigermaßen von den Socken, als ich das gehört habe." Er hat gestern sofort mit anderen Elternbeiräten gemeinsame Schritte besprochen, denn man werde gegen das spärliche Putzen protestieren. "Das kann nicht sein! Das ist nicht nachvollziehbar! Das Unverständnis ist groß!" Im Fall des Apians fragt er sich, "wie das gehen soll, wenn dort die neuen Toiletten eingebaut und zugleich die Reinigungsmaßnahmen zurückgefahren werden". Steinwagner verweist auf den "Leitfaden des Umweltbundesamts für die Innenraumhygiene in Schulgebäuden", der regle alles exakt.
Auch Michael Enzinger, der Rektor der Grundschule Gotthold Ephraim Lessing, hat das Schreiben der Stadt mit großer Besorgnis gelesen. "Ich halte die Einsparungen aus gesundheitlichen Gründen für bedenklich, denn wenn man die Schule nur noch einmal die Woche durchwischt, verändert das die Luftwerte. Das ist problematisch für Allergiker, wir haben auch Kinder mit Immunschwäche. Und außerdem muss man auch auf schwangere Kolleginnen Rücksicht nehmen." Das alles bittet Enzinger zu bedenken.
Die Stadtverwaltung wollte gestern nichts zu der Sparmaßnahme sagen. "Wir kommentieren das nicht weiter", teilte Michael Klarner vom Presseamt auf DK-Anfrage mit.
Von Christian Silvester
[Quelle: Donaukurier]